Fotos: Jana Beyer

Tierisch was los!

Am 23. Februar war auf der Bühne im Metropol tierisch was los! Und das in des wahrsten Wortes Sinne, denn wo der eine oder andere bei der Erwähnung von Märchen bedauernswerterweise nur noch die Augen verdreht, ging bei diesem märchenhaften Stück richtig die Post ab. Die Geschichte der Bremer Stadtmusikanten, die wohl jedem bekannt sein dürfte, wurde von unseren „Kleinen“, denen unser großer Respekt gebührt, laut, lustig, bunt und fetzig in Szene gesetzt, dass es das Publikum vor Lachen kaum noch auf den Stühlen hielt. Die oft ungerechte Behandlung von Tieren, die bereits in der Grimmschen Fassung des Märchens thematisiert und kritisiert wird, ist, wie Esel, Hund, Katze und Hahn uns zeigten, nach wie vor aktuell. Und so entflieht der pazifistische, bedauernswerte Esel, grandios gespielt von der dem Zuschauer aus vielen anderen Rollen bereits bekannten Nastassja Rauch, seinem fürchterlichen Eselspark, in dem ihm schon beinahe das Fell vom Körper gestreichelt worden ist. Der arme Hund, den Laura-Sophie Pape sehr authentisch in Szene setzte, wird bei der erstbesten Gelegenheit am Straßenrand ausgesetzt, weil er der Urlaubsplanung seiner Besitzer, einem sehr mürrischen und genervten Mann (Robert Steinbach) und seiner äußerst überkandidelten Frau (Antonia Zahm), im Wege steht. Die Katze, die Alisa Karl sehr treffend als Möchtegern- Kungfuheldin darstellte, die sich aber eigentlich vor ihrem eigenen Schatten erschreckt, sagt ihrem langweiligen „Miezhausleben“ ade und der aufmüpfige, rechthaberische Hahn, mit dessen Darstellung Pauline Braekow das Publikum immer wieder zum Lachen brachte, entkommt nur knapp dem Suppentopf. Lachtränen weinen ließen die Zuschauer auch die beiden Banditen Atze und Kurt, (Vincent Fänger und Luisa Ulrich), die zu der Musik der Olsenbande auf unvergleichliche Weise an die legendären Dick und Doof erinnerten. Den Bankraub, den die Beiden begangen haben, bekommen die vier Tiere mit und beschließen, die Verbrecher auf eigene Faust dingfest zu machen, um somit auch endlich zu der Anerkennung zu kommen, die ihnen eigentlich gebührt. Viktoria Barth und Laura Vopel, die die beiden Polizisten in mehr als klischeehafter, aber schreiend komischer Art und Weise darstellten, machen es den Tieren dabei allerdings mehr als schwer, denn sie verstehen alles falsch, nehmen die arglosen Urlauber fest und verpassen den Bankräubern obendrein noch die für die Aufklärung des Falls ausgesetzte Belohnung. Hätte sich in dem kleinen Bankräuber Kurt, der die Sprache der Tiere versteht, nicht doch noch ein schlechtes Gewissen geregt, wären sie wohl damit durchgekommen, aber so siegt doch das Gute. Und die Tiere? Tja, unter ihrem Happy End stellen sie sich zumindest etwas anderes vor, als von den erleichterten Urlaubern als Spielzeuge, Streichel- oder Reittiere oder als Suppenbeilage mitgenommen zu werden. Und so büchsen sie wieder aus und beschließen, noch einmal so richtig durchzustarten. Vor allem der immer wieder unschlagbare Wortwitz, aber auch die peppigen Rap-Einlagen ließen das Publikum beinahe pausenlos vor Lachen nach Luft schnappen. Und so kann man nur hoffen, dass wir vor lauter Lachen nicht die Hälfte der Pointen verpasst haben. „Tierisch was los“ vereinte auf einmalige Weise moralische Grundsätze, alte Märchenkultur und glänzenden Humor miteinander. Und, was in einer solchen Lobrede natürlich nicht fehlen darf, was wäre die Bühne ohne diese wunderschönen Kulissen, wie käme die noch so super gespielte Rolle ohne diese aufwändigen Kostüme und die faszinierende Maske rüber, unter der man so manchen der doch recht bekannten Schauspieler kaum noch erkennen konnte. Jedes Jahr, wenn man ins Theater geht und sich die Inszenierungen der „kleinen“ Theatergruppe ansieht denkt man: Supertoll, das können die niemals toppen! Ihr habt´s wieder mal geschafft, ihr habt´s getoppt! Wer einen Hut aufhat, der nehme ihn jetzt ab und neige ehrfürchtig das Haupt! ©Sarah Lietz